Die Geschichte der Oederaner Segelflieger
 
Wir schreiben den 28. September 1930 in Oederan, bzw. etwas außerhalb der Stadt auf dem Buchenberg. An diesem Tag liegt Stimmung in der Luft. Erstmalig vollzieht der ein Jahr zuvor in Oederan gegründete Segelflugverein zusammen mit der sächsischen Fliegerschule einen Flugtag. Tausende von Zuschauern verfolgten an diesem Tag die einzigartigen und zu damaliger Zeit noch nie zuvor gesehenen Flugmanöver der Motor als auch Segelflugmaschinen. Im Tiefflug ging es dabei unter 20m Höhe über die Stadt mit Loopings, Messerflug und anderem. Highligt war der Fallschirmsprung der tollkühnen Lola Schröder aus Chemnitz über dem Buchenberg. Starts und Landungen erfolgten direkt am Buchenberg quer zum Hang, eine nicht immer einfache Aufgabe für die Piloten der Motormaschinen.
Aber Segelflug in Oederan? // Ein klares "JA".
Viele kennen nur eine dunkle Geschichte aus den Jahren 1930 und folgend aus der Oederaner Stadt, bekannt durch das damals eingerichtete Konzentrationslager im Gelände der damals ansässigen Firma Kabis. Aber die Firma Kabis steht auch in Oederan für den Erfolg und die Entstehung der Segelfliegerei. Durch den damaligen Sohn Alex Kabis des Fabrikbesitzers Erwin Kabis kam es 1929 zur Gründung der Segelflieger Oederan. Alex Kabis leistete dazu einen nicht unerheblichen finanziellen Anteil und wurde Leiter der Ortsgruppe. So kam es auch bereits 1929 zum Kauf des ersten Segelfliegers für die Vereinigung. Es handelt sich dabei um Typ Zögling, einen sehr einfachen Gleiter. Er bekam von vielen auch den Spitznahmen "Schädelspalter", da direkt vorm Piloten eine Verstrebung in der Konstruktion war die bei einer härteren Landung oft nicht nur für Kopfschmerzen sorgte. Leider war das Fluggerät nicht sehr leistungsfähig, als auch die Flugkünste der Oederaner Flugschüler nicht besonders gut. Und so waren in den Jahren nach der Gründung kaum besonders gute Segelerlebnisse zu verzeichnen. Und so kam es das sich die Oederaner dem Chemnitzer SA-Fliegerstum anschlossen um besseres Material und Flugbedingungen vorzufinden.
Am 3. Februar 1933 meldet das Oederaner Tageblatt, das man beabsichtigt, im Rahmen des „Notwerk der deutschen Jugend" eine Kameradschaft zu bilden, zum Bau von Segelflugzeugen und zur theoretischen und praktischen Flugausbildung. Im April 1933 kommt es in Oederan dann zur Bildung einer Ortsgruppe des Deutschen Luftsportverbandes (DLV).
 

Wir schreiben den 9. Juli 1933 in Oederan. Ein großer Festakt ist auf dem Oederaner Markt. Anlass ist die Taufe des neuen Segelfliegers "Grüne Post" Die Grüne Post ist ein Flugzeugtyp welcher aus der zu dieser Zeit veröffentlichten Zeitschrift "Grüne Post" in der Ausgabe vom November 1932 als Bauanleitung veröffentlicht. Überall in den Oederaner Schulen wurde zu dieser Zeit Segelflug als auch Modellflug als Unterricht  gelehrt. Besonders hervorgehoben wird hier der Unterricht des Hr. Clauß dem damaligen Schulleiter in Schönerstadt.

Der Schulgleiter "Grüne Post" entstand in ca. 6000 Arbeitsstunden der Oederaner Segelflieger in der Kameradschaft "Notwerk der deutschen Jugend". Da neue Fluggerät erhält den Namen "Richthofen". Weitere Flugzeuge der Oederaner waren die "Oederan 1", ebenfalls eine Anfängermaschine sowie ein Segler mit Hilfsmotor. Um zu den um Oederan liegenden Startstellen zu kommen war natürlich auch das ein oder andere Hilfsmittel notwendig. Und so wurden auch einige Transportwagen und Gestelle in Eigenleistung angefertigt. An den jeweiligen Startstellen auf die wir noch ausführlich eingehen werden wurden hauptsächlich Seil und Gummistarts vollzogen, ab 1932 aber dann auch Autoschleppstarts. Das heißt an der Hängerkupplung wurde hier das Segelflugzeug angehängt und Dann ähnlich einer Schleppwinde ging es auf Höhe. Aber auch ein spezielles Fahrzeug wurde später mit einer Seilwinde angeschafft. Die Winde wurde unter die Antriebsachse geklemmt und war damit sehr effektiv.

 

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Gerade solche Ausstellungen und Präsentationen wie die Taufe der Segelflugzeuge war auch in Oederan ein wahrlicher Puplikumsmagnet. Tausende Einwohner nahmen an diesen und vielen der weiteren kleinen "Festakte" zu dieser Zeit teil. Alle unter dem Motto: "Alles für die Luftfahrt - Luftfahrt tut not!" Die Politik bestimmte auch diese Taufe als auch die nächsten Wochen in Oederan. Alex Kabis, Leiter der Ortsgruppe der Segelflieger steigt zu dieser Zeit in der SA-Chemnitz weiter auf.

Im Sommer des Jahres 1934 führen die Oederaner Segelflieger eine große Werbewoche durch unterstützt durch den Verband des Deutschen Luftsports. Beginnend mit einer großem Haus und Straßensammlung, vielen Schauvorführungen und abschließend mit einem großen Marktkonzert am 8.Juni 1934 und anschleißenden Fliegerball im Saal des Hirsch. Das 1932 neu getaufte Flugzeug "Richthofen" konnte in den letzten Monaten einige Erfolge verzeichnen. So konnte ein 1h Flug auf dem Schwartenberg bei Neuhausen absolviert werden damit.

 

Aber wo fand denn der Bau und die Ausbildung statt?

b1Vorerst wurden viele Modelle in eigenen 4-Wänden gebaut, in Scheunen und Garagen. Doch ab dem Jahr 1935 konnten die Oederaner endlich eine neue Werkstatt einweihen. Im sogenannten "Lindengarten" des Gasthauses "Bellevue" konnte dabei auf großen Raum gebaut werden, und vorallem auch geschult, denn die Oederner legten zu dieser Zeit viele Prüfungen der Klasse A, B und C ab. Das Gasthaus Bellevue kennen heute die meisten nicht mehr, als auch den Lindengarten (Google-Maps Karte). Es handelt sich dabei um das heutige Haus Eppendorfer Str.1, im Hinterhof also dem eigentlichen Lindengarten war zu DDR-Zeiten die BHG ansässig.

 

Wie ging es weiter?

Die nächste große Taufveranstaltung neuer Segelflugzeuge fand im Januar 1939 in Oederan statt. Abermals mit großem Festakt werden gleich 2 neue Fluggeräte vorgestellt. Auch in Oederan geht man natürlich mit der Zeit und der Weiterentwicklung in der Luftfahrt. Und so werden an diesem Tage ein weiterer Schulgleiter vom Typ: "Zögling" als auch der erste Hochleistungssegler vom Typ: Rhönbussard" vorgestellt. Das Flugzeug erhält den Namen "Immelmann" und wird durch den damaligen Fabrikanten Max Schuster getauft. Dieser spricht an diesem Tage auch zusammen mit dem Leiter der Ortsgruppe Alex Kabis über die besondere Leistungen der Mitglieder: Herbert Bürger, Willy Neubert, Fritz Schulze, Horst Gutbier, als auch der Lehrer an den Schulen Oederan und Schönerstadt die seinerzeit viel Lehrarbeit in Bezug der Fliegerei leisten.

 

Der denkwürdige Tag in Oederan


Viele Jahre gingen seit dem ersten Versuchen in Oederan ins Land ohne wirkliche Erfolge an wirklichen Flugerlebnissen. Dazu müssen wir etwas ausholen warum dies so war. Die Startstellen der Oederaner Segelflieger waren: Der Ranis bei Görbersdorf, die Karolinhöhe bei Börnichen / Schönerstadt, sowie der Startplatz am Schuss nahe dem Falkenauer Berg. 0d0f7ddd 4d2e 4fc0 9088 910da4946ee5Doch man muss sich vorstellen das diese Flächen nicht ganzjährig nutzbar waren. Die meisten um nicht zu sagen alle waren landwartschaftliche Nutzflächen die meisten in den Sommermonaten, wenn oft das Wetter passend war garnicht genutzt werden konnten. Und so verschob sich der eigentliche Flugbetrieb auf die Frühjahrs und Herbstmonate. Dies hatte aber auch wieder große Nachteile. Zum einen die oft wechselnden Wetterbedingungen. Man stelle sich vor das der Aufbau der Modelle eine ganze Zeit in Anspruch nahm vor Ort da diese immer vor Ort aus Transportgründen demontiert wurden und in ihre Unterstellmöglichkeiten gebracht wurden, also den Saal des ehem. Gasthaus Bellevue auf der Eppendorfer Straße. Zum Zweiten natürlich durch die oft in diesen Monaten vorherrschenden starken und wechselnden Winde meist aus Nord. Und genau letzteres war es das immer wieder unverrichteter Dinge abgezogen werden musste, denn alle 3 Startstellen waren fast außnahmslos bei Süd bis Südwestwind zu nutzen.

Und so kam es am 10. November 1936 zum ersten erfolgreichen wirklichen Höhenflug in Oederan. Startstelle war dazu die Startstelle am Schuss. Der Schuss ist eine große Wiesefläche mit anschließenden Steilhang Richtung Süden. Der Schussberg ist heute nur noch zum Teil als das Fluggelände zu erkennen. Er liegt quasi heute oberhalb der Oederan Eisenbahnbrücke. An diesem Tage fand wie so üblich in den Herbsttagen die A· und B-Schulung an der Karolinenhöhe statt. Dann wurde der Wind stärker, daher fuhren die Flugsportler nach dem Mittag mit dem Flugzeug „lmmelmann" zum Schuss.b1

Dort wurde das Flugzeug aufgerüstet und vorbereitet. Der Wind stand gut auf der Bahn also ideale Bedingungen. Als Pilot wurde Segelflugtruppführer Trott ausgewählt. Der Start am Seil verlief problemlos. Und so stieg der Rhönbussard kurz nach dem Start über dem Flöhatal deutlich auf und gewann an Höhe. Mehr als 200 Meter Überhöhung über der Startstelle könne der "Immelmann" erklimmen. Das jubeln der anwesenden Enthusiasten war selbst im Funk zu hören über welchen der Fluglehrer Bayer dem Piloten immer wieder kleine Hinweise zukommen ließ, vorallem zu ändernden Winden. Eine unglaubliche Leistung das sich das Flugzeug so lange über dem Flöhatal halten konnte und immer wieder wegsteigen konnte. Letztlich endete der Höhenflug im nahen Falkenau, und immer wieder stieg der Rhönbussard über der Falkenauer Ziegelei auf Höhe. Doch mit nachlassender Sonne minderte sich die Thermik und so endete der Flug unter großem Jubel auf dem Sportplatz in Falkenau.

 


Startstelle an der Karolinhöhe:   // Ansicht in Google Maps //

Startplatz Karolinhoehe



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Startstelle am Schussberg:    // Ansicht in Google Maps //

Startplatz Schuss
Startplatz Karolinhoehe

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Startstelle am Ranis:    // Ansicht in Google Maps //

Ranis

Startplatz Ranis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Die weiteren Jahre der Segelflieger Oederan stehen auch hier im Zeichen des Zweiten Weltkrieges. Mit der Bildung des nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK) ist seit 19.April 1937 die Oederaner Gruppe angegliedert an die NSDAP. Die Oederaner Ortsgruppe besteht aus dem Trupp51 und seinen Förderern. Die Führung der Gruppe übernimmt der bereits seit Beginn an als Oberhaupt tätige Alex Kabis, Sohn des Fabrikbesitzers Erwin Kabis. Alex Kabis ist bereits bei der Chemnitzer SA zum Segelflugsturmführer einen sehr hohen Amt dieser Zeit aufgestiegen. Auch daher erhält die Oederaner Gruppe zahlreiche Unterstützung und Material zur Fort und Weiterbildung, als auch die Möglichkeit zur Nutzung anderer Fluggeländen.

Der Trupp 51 - die Oederaner Ortsgruppe besteht aus Lehrpersonal und uniformierten Amtsträgern. Als Fluglehrer steht dabei Hans Beyer, ein Bauleiter der Segelflugzeuge, sowie für die Theorie Truppführer Trott bereit. Ebenfalls angegliedert an diese Gruppe sind die Luftschar der Hitlerjugend (alle über 16jährigen), deren theoretisceh Ausbildung durch Scharführer Herbert Bürger erfolgt und die praktische Ausbildung im Rahmen des NSFK.

Die 2. angegliederte Gruppe ist die Modellbaugemeinschaft. Sie besteht aus 10 bis 14jährigen Hitlerjungen (Pimpfe). Die Praktische und theoretische Arbeit leitet Lehrer Birnbaum. Den gesamten Trupp führt der Berufsschullehrer Trott, die Geschäfte Siegfried Bergelt, als stellvertretender Ortsgruppenführer und Geldverwalter arbeitet Scharführer Gutbier. Dabei ist festzustellen das fast alle Ausbilder und Lehrer aus den Reihen der Volkskunstschule, sowie Berufsschule kommt.condor2

Fliegen, Theorie, Baudienst, weltanschauliche Schulung und Sport. Grundlage für die theoretische Ausbildung war das Handbuch des Segelfliegens" von Wolf Hirth. Es wurden Grundkenntnisse zur Geschichte der Segelflugbewegung, zur Aerodynamik, zum Aufbau und der Funktion von Gleitflugzeugen, zu den verschiedenen Startarten usw. vermittelt. Zwei gelungene Schleppflüge und ein gut beschicktes Modellfliegen im Frühjahr 1937 gaben Zeugnis von der Arbeit des Nationalsozialistischen Fliegerkorps in Oederan. In den Jahren 1938 und 1939 lief die Tätigkeit der Oederaner Segelflieger in dem angegebenen Rahmen. Der Beginn des 2. Weltkrieges brachte erst einmal eine kurze Stagnation, dann aber verzeichnen wir wieder gewohnten Aktivitäten.

 

Die große Oederaner Flugschau am Buchenberg

Der 22. Januar 1941 bleibt ein Datum das weit über die Stadtgrenzen hinaus bei allen Begeisterten der Luftfahrt in Erinnerung bleibt. Der Oederaner Verein mit all seinen Sparten und Gruppe organisierte an diesem Tag den wohl für damalige Zeit nicht nur für Oederan riesigen Flugtag am Buchenberg nahe Schönerstadt durch. Aus Aufzeichnungen der NSFK ist ersichtlich das mehr als 5000 Besucher an diesem Tag die Anhöhe nach Schönerstadt erklammen. Gerade oder wohl auch durch Alex Kabis konnte eine solch riesige Veranstaltung absolviert werden. Durch seine Stellung als Segelflugsturmführer der SA-Chemnitz erhielt er die notwendige Unterstützung der am Flugplatz Chemnitz ansässigen Piloten und Fluggeräte. Und so waren an diesem Tag unglaubliche Flugzeuge über der Stadt Oederan zu sehen. Zahlreiche Kunstflugvorführungen und waghalsige Präsentationen die heute wohl nur noch für Kopfschütteln sorgen würden in Bezug auf Sicherheit und Gefährlichkeit. So vollzug die in Chemnitz stationierte Flugstaffel der Luftwaffe Formationstiefflüge und Luftakkrobatik. Dabei ging es in wenigen Metern über Zuschauer und die Stadt Oederan. Auch hier ist immer wieder zu erkennen das vorallem die Jugend durch solche Sachen motiviert werden sollte.  Aber auch Starts und vorallem Landungen wurden am Buchenberg an diesem Tag vollzogen. Unglaublich, bedenkt man das das Gelände dazu fast nicht geeignet ist und vielerlei Tücken aufweist für Piloten. Highlight der Veranstaltung war ein Fallschirmsprung der zu damaliger Zeit weit bekannten Lola Schröder aus Chemnitz. Sie war den Oederanern durch den Fallschirmabsprung am Buchenberg anläßlich der Flugschau 1930 bekannt. Als bekannte Flugsportlerin sollte sie nun Begeisterung für die deutsche Luftfahrt wecken. In dieser Zeit war das ein Aufruf zum Durchhalten in der Kriegszeit. Die Veranstaltung stand daher unter dem Motto; Fliegen heißt siegen!

 

Die Entstehung des Flugmodellbau in Oederan

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IMG 1730Der Segelflugmodellbau war in dieser Zeit gut entwickelt. Fast jeder Schüler baute ein Modell. Am 23. und 24. August 1941 gab es in Oederan ein Vergleichsfliegen der Segelflugmodelle, an dem 40 Teilnehmer gezählt wurden. Dieses fand auf dem Ranis nahe Görbersdorf statt. Auch hier war dies natürlich für Oederan und Umgebung ein Highlight. Fast eine Art Jahrmarkt und Festveranstaltung wurde dabei abgehalten. Bereits seit 1931 wurde in den Schulen der Bau von leichten Segelflugmodellen angeboten. zu Anfang als eine Art Arbeitsgemeinschaft, später sogar als Unterrricht direkt. Auch hier sicherlich nicht ohne den Hintergedanken die Kinder und Jugendlichen später zu Piloten ausbilden zu können und Interesse für die Luftfahrt zu wecken.

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Aus privaten Aufzeichnungen, überlieferten Modellen und Zeitzeugen ist dabei von einem großen Engagement zu sprechen in der ganzen Bevölkerung der Stadt. Kaum ein Knabe der nicht einer solchen Aktivität mitunter nachging. In den nachfolgenden Jahren die voll im Zeichen des Krieges stehen ist jedoch fast nur noch Propaganda und Motivation für den Krieg auch in den Baugruppen, der Segelflieger und den Ortsgruppen zu hören.

 

Das Verbot in Oederan

Mit dem Zusammenbruch des "Dritten Reiches" und nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 war auch das Ende der Oederaner Segelfliegerei gekommen, zumal die alliierten Besatzungsmächte Deutschland die fliegerische Betätigung für die nächsten Jahre komplett verboten. Zudem war auch in Oederan nach dem Krieg kaum ein Engagement dazu mehr zu erkennen. Alle waren bedingt durch den Krieg nicht mehr für die Fliegerei zu begeistern, brachte sie doch auch Tot und Leid mit sich, denn auch einige der Oederaner Ortsgruppe welche zu Kriegszeiten dann zur Luftwaffe eingezogen wurden kehrten von Ihrem Einsatz nicht zurück.

 

Es geht weiter in Oederan mit Segelflug

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Doch das sollte nicht das Ende von allem sein. Es dauerte jedoch ein paar Jahre ehe sich wieder auch in Oederan man sich für das Segelfliegen interessierte. Erst zu DDR-Zeiten im Jahr 1952 bedingt durch

die Organisation GST (Gesellschaft für Sport & Technik) kam die Tradition zurück in die Gemeinde. Um die Flugtechnik beherrschen zu können und ein guter Segelflieger zu werden, war das Studium der Grundlagen des Flugwesens Voraussetzung. Die Gesellschaft für Sport und Technik unterstützte diese theoretische Vorbereitung durch die Herausgabe von Studienmaterialien. So gab Lehrhefte für Flugzeugkunde, für Mathematik, Physik, Methodik. Natürlich war mit der Segelflugausbildung auch eine erzieherische Absicht verbunden. Im Herbst 193 gründete sich eine Gemeinschaft der Segelflieger wieder in unserer Stadt.

 

Die Mitglieder erhielten ihre theoretische Ausbildung in Oederan und nahmen vorerst an der Flugausbildung in Chemnitz teil. Damals existierte noch der Chemnitzer Flugplatz im heutigen Neubaugebiet der Stadt. 1954 bis 1956 gab es auch in Oederan wieder Flugbetrieb mit Schulgleitern. Der Fluggruppe standen zwei SG38 Schulgleiter zur Verfügung, sie waren in einer Görbersdorfer Scheune untergebracht. Daher war meistens der Flugbetrieb am Ranis stattfindend.

Am 6. August 1955 findet wieder ein großer FLugtag in Oederan statt. Diesmal am Ranis. Zu diesem Flugtag waren standen den Teilnehmern am Startplatz eine neue moderne Schleppwinde zur Verfügung die wirklich große Höhenflüge über Görbersdorf und Oederan erlaubte. Die Oederaner hatten zu dieser Zeit sogar neben dem SG-38 Schulgleiter aus den 30er Jahren ein "Grunau Baby IIb" vom Fliegerclub Karl-Marx Stadt gestellt bekommen. Das war natürlich eine ganz andere Leistungsklasse.

In den nachfolgenden Jahren jedoch schläft der Flugbetreib langsam ein in der Oederaner Gegend. Viele damalige Flugschüler wechseln dabei in Flugclubs in Chemnitz oder Großrückerswalde, welche wesentlich bessere Fluggebiete und damit Vorraussetzungen bieten. Dabei ist natürlich anzumerken das viele der Oederaner bereits auch Ihre Segelflugprüfung in Großrückerswalde oder Chemnitz der Klasse C absolvierten und somit ihnen der Platz und vielmals auch andere Mitglieder bekannt waren. In Oederan war wie auch zu Beginn in den 30er Jahren fast nur ein Abgleiten zu realisieren. Dazu waren und sind die Bedingungen rund um die Gemeinde einfach nicht geeignet für großartigen Segelflug, und die Ansprüche der Piloten war das Gelände nicht mehr gerecht.

Und so verwundert es nicht das viele Jahre nichts mehr in Oederan zur Thematik Segelflug zu finden und zu hören war. Erstmals wieder mit der Thematik Flugzeuge kommen die Oederaner in den 80er Jahren in Verbindung. So wird am damals entstandenen Trockenwerk am Fürstenweg eine Agrarflug Start & Landefläche eingerichtet. Dabei kamen vorallem Agrarflugzeuge vom Typ: PZL-104, PZL 106, sowie PZL-M18 zum Einsatz. Dabei war auf der heutigen reinen Ackerfläche eine Betonpiste aus den typischen DDR-Betonplatten als Start & Landebahn verlegt wurden durch die damalige LPG, die für den Flugbetrieb zu dieser Zeit zuständig war. Nach Ende der DDR war auch das Thema Agrarflug sehr bis nicht mehr gefragt und so wurde knapp nach der Wiedervereinigung der Flugbetrieb komplett eingestellt. Die damailige Betonpiste wurde entfernt.

1991 übernimmt der heutige Modellflugverein Oederan ein Teilstück der am Fürstenweg und errichtet dort einen Modellflugplatz. Seither ist auch in Oederan nunmehr mehr als 30 Jahre wieder Flugbetreib zu finden, wenn auch nur mit Nachauten in kleinerem Maßstab, welche jedoch in den letzten Jahren beachtliche Größen erreicht haben. Der Oederaner Modellflugverein führt daher die Tradition des Fliegens in Oederan weiter, und trägt dazu bei das diese Geschichte der Stadt nicht in Vergessenheit gerät.

 

 

 


Quellen:

- Staatsarchiv Sachsen
- Berichte und persönliche Gespräche W. Ulbricht
- Zeitzeugen & Angehörige
- Zeitungsberichte 1931-1985
- privates Foto & Filmmaterial
- neu freigegebene Berichte RAF